Zeugnis tiefer Frömmigkeit in Wickendorf erstrahlt im neuen Glanz
Am Dienstag wurde in Wickendorf eine renovierte und versetzte Marter eingeweiht. Das Zeugnis tiefer Frömmigkeit gehört Heiko Hofmann, der es auf eigene Kosten instandsetzen ließ. Restaurator Wilhelm Keim erhielt viel Lob für seine Arbeit.
Stolz prangt die schöne Marter auf dem idyllisch gelegenen Grundstück in der Wickendorfer Austraße. Das beim ehemaligen Sägewerk errichtete Kleindenkmal, das gerade auch die hier vorbeikommenden Wanderer zum Innehalten und Gebet einlädt, ist wieder zu einem wahren Schmuckstück geworden. Beim kleinen Festakt zeigte sich der Inhaber Heiko Hofmann zusammen mit Willi Hofmann, Kreisheimatpfleger Dr. Robert Wachter, der Teuschnitzer Bürgermeisterin Gabi Weber sowie Pfarrer Joachim Lindner beeindruckt von der gelungenen Restaurierung der etwa aus dem Jahr 1750 stammenden Marter.
„Die Reste dieser Sandsteinmarter aus dem 18. Jahrhundert lagen noch Anfang der 1980er Jahre in dieser Ecke umgestürzt am ehemaligen Fuhrweg von Wickendorf nach Marienroth. Es waren dies nur noch der Sockel und der Aufsatz“, bedauerte Dr. Wachter, der sich sehr über den Erhalt dieses typisch frankenwälderischen Kulturguts freute. In den 1980er Jahren sei eine Bergung und Neuaufstellung dieser Marter erfolgt, wobei der Säulenschaft ergänzt wurde. Leider war aber im Laufe der Jahre diese Marter in sich schon wieder so verschoben, dass sie einzustürzen drohte. Weil die Marter nicht mehr an ihrem ehemaligen Standort stand - der genaue war nicht zu ermitteln - suchte man nach einem neuen Standort, an dem die Marter nun sicher und dauerhaft, zugleich wieder gut sichtbar, platziert werden konnte. „Wir haben uns auf diesen Platz festgelegt, an dem ja auch ein Wanderweg vorbeiführt“, so der Kreisheimatpfleger. Ergänzt wurde bei der aktuellen Restaurierung noch die Kugel mit dem Messing-Kreuz als krönender Abschluss der Marter.
Leider sei zum ursprünglichen Anlass der Aufstellung nichts weiter bekannt. In der Regel sei die Ursache ein Unglück oder die Errettung aus einem Unglück. So stehen solche Marter oft auch direkt oder nahe solcher Ereignisse als Erinnerungsstätten oder als Dank beziehungsweise zur Erfüllung eines Gelübdes. Manchmal könne man aus dem Dargestellten dazu Rückschlüsse ziehen, was hier bei den Reliefs nicht unbedingt der Fall sei. Er dankte dem Eigentümer, der - neben einem kleinen Zuschuss seitens der Kreisheimatpflege - die Restaurierung aus eigenen Mitteln geschultert habe, wie auch Restaurator Wilhelm Keim für die hervorragende Restaurierungsarbeit.
Mit einfühlsamen Worten nahm Pfarrer Lindner die Segnung vor. Zu sehen sei einerseits die Schmerzensmutter, Dolorosa - eine Frau aus dem Volke, eine Mutter mit Schmerzen wie andererseits die Krönung Mariens - der Mensch bei Gott und in Gott gekrönt. Bei den beiden dargestellten Heiligen, Michael und Georg, handele es sich um große Kämpfer. Der Name Michael bedeute so viel wie „Wer ist wie Gott“. Der Erzengel werde oft mit der Hand nach oben und mit dem Schwert dargestellt, wie er mit Gottes Hilfe den Drachen - das Böse - bekämpfe und dem Guten und der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfe: Michael, der Bezwinger des Bösen. Der Heilige Georg - einer der 14 Nothelfer - stehe vielleicht als zum Fränkischen. Er werde oft als Ritter dargestellt, ausgerichtet gegen Westen – symbolisch als Kämpfer gegen das Dunkel der Nacht.
Von einigen Schwierigkeiten im Vorfeld der Renovierung berichtete Steinrestaurator Wilhelm Keim. „Der Sandsteinsockel ließ sich nur schwer entfernen, da er etwa drei, vier Zentimeter in Beton fest einbetoniert war“, erklärte er. Deshalb habe Heiko Hofmann mit dem Radlader anrücken müssen. Während die Darstellungen gut erhalten seien, sei leider die Schrift im Sockel verlorengegangen. Durch das Ausgleichen grober Schadstellen habe er wieder für ein rundes, einheitliches Bild sorgen können. Die Marter sei wohl um das Jahr 1750 aufgestellt worden; gebe es doch vergleichbare Sockelprofilierungen zu jener Zeit. Der verwendete gelbe Sandstein könnte aus der Gegend um Marktrodach, Seibelsdorf stammen.
Sehr erfreut über die gelungene Renovierung zeigte sich Bürgermeisterin Weber. Es sei ein schönes Zeichen, dass ein solches Zeugnis der Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerate, sondern wieder hergerichtet worden sei. Auch die Gemeinde versuche ihr Möglichstes für den Erhalt von Kleinoden. Der neue Standort sei wohl gewählt, da hier viele Wanderer vorbeikämen und verweilen könnten.