Standing Ovations für den scheitenden Vorsitzenden
Bei der Jahreshauptversammlung der Wickendorfer Musikanten wurde Heinz Heinlein mit Standing Ovations verabschiedet. Nach 29 Jahren als erster Vorsitzender stellte er sich bei den turnusmäßigen Neuwahlen nicht mehr zur Wahl. Sein Nachfolger Uwe Thoma blickte auf dessen herausragendes Engagement zurück.
Vorsitzender Heinz Heinlein freute sich über die Anwesenheit von Ehrendirigent Helmut Fröba, Ehrenmitglied Josef Förtsch, Bürgermeisterin Gabriele Weber sowie den Kreisvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes Wolfgang Müller mit seinem Stellvertreter Alexander Klug und ging in seinem Jahresbericht zunächst auf die Zeltauftritte in der Saison 2017 ein, die von den Musikern einiges abverlangten. Daneben müsse man noch drei Kirchengemeinden musikalisch betreuen, da komme oftmals der Schlaf und die Familie zu kurz. Besonders hob er das Oktoberfestjubiläum in Bergisch-Gladbach hervor, bei dem die Kapelle seit 10 Jahren für Stimmung sorgt. Er dankte der Familie Martin und Holger Heinlein für die Bereitstellung des Festplatzes und der Unterstützung beim Brückenfest. Großen Dank richtete er an seinen Stellvertreter Matthias Beetz, der als „Mädchen für alles“ immer da ist und sich um vieles kümmere. Auch das Bayern 3 Dorffest habe man tatkräftig in den Bratwurstbuden und im –verkauf unterstützt. Heinlein verabschiedete und dankte Markus Hofmann, der im November nach 10 Jahren als Dirigent zurückgetreten war. Viele Stücke habe er mit den Musikern geprobt, die beim Publikum gut ankamen. Groß habe er auch immer die Jugendausbildung geschrieben.
Schriftführer Alexander Fehn berichtete mit ausführlichen Protokollen vom Vereinsgeschehen. Einen detaillierten Kassenbericht mit geordneten Finanzen gab Kassier Hubert Martin ab. Ihm wurde von den Kassenprüfern Josef Förtsch und Adelbert Wachter eine einwandfreie und gewissenhafte Kassenführung bescheinigt.
Der neue Dirigent Florian Beetz bedankte sich bei seinem Vorgänger Markus Hofmann, bei den Musikern für ihre Disziplin, sowie bei Stefan Martin, der in der neuen Saison die Zeltauftritte nicht mehr mitspielt. Lobende Worte richtete Beetz an die Jungmusiker, die in der Weihnachtszeit wöchentlich aufspielten. In Kürze werde man wieder mit der Proben- und Theoriephase starten. Für den Theorieunterricht wurde eigens ein Schulungsheft erstellt. Besonders freute es dem Dirigenten, dass mit Frank Suffa (Tenorhorn) und Leon Suffa (Tuba) wieder zwei Nachwuchsmusiker ihre Ausbildung beginnen. An die aktiven Musiker richtete er die Bitte, daheim zu üben. Auf dem Probenwochenende im März wolle man weitere neue Stücke für die Saison einüben. Besonderer Dank ging an Matthias Beetz, der während seiner Abwesenheit die Proben leitet.
Kassier Hubert Martin zeigte die Notwenigkeit einer Satzungsänderung auf und erläuterte diese. Zum einen müsse die Regelung bei der Auflösung des Vereins geändert werden und zum anderen werde ein Datenschutzparagraph benötigt. Diese und kleine redaktionelle Änderungen müssen bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung noch beschlossen werden.
Bei den Neuwahlen stellte sich Heinz Heinlein nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung. Er habe das Amt 29 Jahre ausgeübt und wolle dieses nun in jüngere Hände geben. Er dankte seiner Frau Hildegard und seinen Kindern, die ihm immer den Rücken freigehalten haben. Als Nachfolger wählten die Mitglieder Uwe Thoma. Heinlein sicherte Thoma seine Hilfe und Unterstützung zu.
Die Wahlen wurden von Bürgermeisterin Gabriele Weber geleitet, ihr assistierten Wolfgang Müller und Alexander Klug vom NBMB, Kreisverband Kronach. Als stellvertretender Vorsitzender wurde wieder Matthias Beetz gewählt, Kassier Hubert Martin kümmert sich auch weiterhin um die Finanzen und Egbert Martin übernimmt das Schriftführerbuch von Alexander Fehn. Als Beisitzer fungieren Michael Martin, Heinz Heinlein (neu) und Kathrin Konrad (neu). Die Jugend vertritt künftig Alina Beetz (neu). Für weitere zwei Jahre wurden auch die Kassenprüfer Josef Förtsch und Adelbert Wachter in ihren Ämtern bestätigt. Als neuer Dirigent wurde Florian Beetz bereits von den aktiven Musikanten im November gewählt.
Der neue Vorsitzende Uwe Thoma blickte in einer zu Herzen gehenden Laudatio auf das Wirken von Heinz Heinlein zurück. Als Heinlein 1963 als Trompeter bei der Musikkaplle Wickendorf angefangen habe, konnte er sich nicht vorstellen, was aus dem Verein einmal werden würde. Unter seiner Führung habe sich viel getan und bewegt. Drei große Ziele habe sich Heinlein zu Beginn seiner Amtszeit gesetzt: Die Musiker sollen mit einem einheitlichen Erscheinungsbild auftreten. So konnte 1993 eine Tracht angeschafft werden. Das zweite Ziel, dass sich der neue Vorsitzende gesetzt hatte, war die Wickendorfer Musikanten bekannt zu machen. Als Manager konnte er zahlreiche Auftritte an Land holen, was dazu führte, dass man fleißig proben musste und immer besser wurde. Anhand der vollen Terminkalender sei auch dieses Ziel erreicht. Schließlich nahm sich Heinlein vor, einmal nicht mit dem Auto zu einem Auftritt zu fahren, sondern mit dem Flugzeug zu fliegen. Gleich zweimal konnte man nach Amerika fliegen: 1995 nach New York zur Steubenparade und drei Jahre später nach Florida. Auch Auftritte in der Tschechien, Italien und Österreich konnte Heinlein an Land ziehen. Diese drei Ziele habe er erreicht und finden sich in der Vereinschronik wieder, die Thoma zitierte. Völlig unerwartet musste man 2004 den Proberaum in der alten Schule aufgeben und der Neubau eines Musikhauses stand an. Aber mit viel Mut und Eigenleistung wurde auch dieses Vorhaben gestemmt.
„Notwendigkeiten erkennen und Träume haben, das ist die eine Sache – Chancen erkennen, Wege finden und den Mut zu haben, Neuland zu betreten, um Träume wahr werden zu lassen, das ist das Andere und weitaus Schwierigere. Du kannst beides. Es wurde viel geträumt und viel realisiert unter Deiner Führung und wir wissen, was wir Dir daneben zu verdanken haben“, so Thoma an seinen Vorgänger gerichtet. Er habe dafür gesorgt, dass der Verein aktiv und attraktiv bleibt und sich nicht mit dem Status Quo zufrieden gibt. „Dabei warst Du nicht immer bequem – es ging Dir aber immer darum, den Verein und die Musik weiterzubringen und nicht darum, Dich selbst ins Rampenlicht zu stellen.“ Heinlein könne stolz auf die über 35 Jahre seiner verschiedenen Tätigkeiten im Vorstand zurück blicken - nicht nur bezogen auf das Geschaffene an sich, sondern auch auf das „Wie“ und das „Miteinander“ dabei. Er habe es geschafft, die Mitglieder und Musiker träumen zu lassen, ihnen geholfen und sie angetrieben, diese Träume zu verwirklichen.
Wolfang Müller, Vorsitzender des Kreisverbandes Kronach im Nordbayerischen Musikbundes lobte das ehrenamtliche Engagement der Musiker. Er freute sich über die jungen Musikanten und dankte Markus Hofmann als Motor der Nachwuchsförderung der letzten Jahre. Durch die Nachwuchsarbeit der Musikvereine werden nicht nur musikalische Fähigkeiten vermittelt, sondern auch soziales Verhalten, Gemeinsinn bzw. Zusammengehörigkeitsgefühl, so Müller. Nach zehn Jahren gab Dirigent Markus Hofmann den Dirigentenstab ab. Müller bezeichnete ihn als Glücksfall sowie Leuchtturm der Gesellschaft, der den Klang und den Verein nachhaltig geprägt habe.
Weiter dankte der Kreisvorsitzende Alina Beetz, Johanna Hebentanz und Lukas Welscher, die im Kreisauswahlorchester mitgewirkt haben sowie Michelle Suffa, die das Leistungsabzeichen D1 in Bronze absolviert und mit einer glatten 1 abgeschlossen hat.
Der scheitende Vorsitzende Heinz Heinlein sei „ein Mensch von großen Glück für unsere Heimat – Blasmusik“, so Müller. 35 Jahre habe Heinlein, neben seiner Tätigkeit als aktiver Musiker, in verantwortungsvollen Ämtern (5 Jahre Kassier, 1 Jahr zweiter Vorsitzender, 29 Jahre erster Vorsitzender) im Verein gewirkt. Da Müller keinen Hut hatte, den er gerne gezogen hätte, hatte er eine besondere Ehrung dabei, die erstmals im Landkreis Kronach verliehen wurde: In dankbarer Anerkennung der besonderen Verdienste um die deutsche Blasmusik wurde Heinz Heinlein die Ehrennadel in Gold des NBMB für 35 Jahre aktive Tätigkeit im Musikverein verliehen. Sichtlich gerührt und unter Standing Ovations nahm Heinlein die Ehrung entgegen.
Die Grußworte der Stadt Teuschnitz überbrachte Bürgermeisterin Gabriele Weber. Sie sei stolz auf die Wickendorfer Musikanten und dankte ebenfalls dem alten Dirigenten Markus Hofmann, der der Kapelle seinen Stempel aufgedrückt habe, sowie Heinz Heinlein für seine beispielhafte Vereinsführung in den vergangenen 29 Jahren.
Nach der Versammlung gab es eine Brotzeit und zur späteren Stunde wurden nochmal die Instrumente ausgepackt und fröhlich musiziert.