Schwarzes Kreuz soll wieder zum Schmuckstück werden
Bei der Stadtrat-Sitzung von Dienstagabend erfolgte der Baudurchführungsbeschluss für die Neunutzung des „Quartiers Schwarzes Kreuz“. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 6,3 Millionen Euro. Die staatliche Förderung ist hoch.
„Das ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Stadt“, verdeutlichte Bürgermeisterin Gabriele Weber (CSU) eingangs der Sitzung ganz im Zeichen der Neunutzung des „Quartiers Schwarzes Kreuz“. Dessen Realisierung stelle für Teuschnitz einen wichtigen Baustein für die Weiterentwicklung der Arnika-Stadt und der Städtebauförderung „Altstadtkern Teuschnitz“ dar. Mit dem Projekt sollen die Wiederbelebung einer ehemaligen Gaststätte mit Gasträumen, Übernachtungsmöglichkeiten, Gemeinschaftsräumen, Biergarten und einem Info-Zentrum Arnikastadt geschaffen werden.
„Das Projekt ist eine Herkulesaufgabe“, betonte Weber, die von einer großen baulichen wie finanziellen Herausforderung sprach. Nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Oktober 2017 waren die Planungsarbeiten mit einem vorgeschalteten VGV-Verfahren mit der Auswahl eines Architekturbüros losgegangen. Am 25. April beschloss der Stadtrat, die „ARGE Schwarzes Kreuz“ - bestehend aus den Büros Haberbeck/Schlempp, Studio Gründer Kirfel sowie Architekten Geller & Bornschlögel sowie Freiraumpioniere - mit der Architektur zu beauftragen. Darüber hinaus wurden Büros für Elektrotechnik, Haustechnik, Aufmaß und Tragwerksuntersuchung, Tragwerksplanung sowie Baugrunduntersuchung und Beweissicherung beauftragt. Im Mai 2018 fand eine Auftaktbesprechung mit der ARGE statt, der weitere fünf Sitzungen, davon zwei bei der Regierung, folgten.
„Das Projekt erfährt eine hohe staatliche Förderung“, freute sich Weber. So wurde das Projekt im Programm FONOB angemeldet. Dies bedeutet, dass förderfähige Kosten mit 90 % Zuschuss gefördert werden. Zusätzlich werden weitere Fördermittel aus den verschiedensten Töpfen beantragt. „Das Projekt kann nur dank der hohen Förderung realisiert werden“, verdeutlichte sie. Ihr ausdrücklicher Dank galt dem Freistaat Bayern und der Regierung von Oberfranken für die immense finanzielle und fachlich beratende Unterstützung.
In der Sitzung stellten Prof. Markus Schlempp von der Haberbeck Schlempp Architekten GmbH sowie Architekt Florian Kirfel vom Studio Gründer Kirfel die Grundlagenplanungen mit der - auf der Machbarkeitsstudie beruhenden - Kostenschätzung vor. Kirfel ist mit der Planung für die Leistungsphasen Eins bis Fünf beauftragt. Mittlerweile erfolgten vorbereitenden Untersuchungen, die Abklärungen mit Behörden und Ämtern sowie die Vorentwurfs- und Entwurfsplanung. Hinsichtlich der Machbarkeitsstudie ergaben sich Änderungen. Aufgrund der vorhandenen Bausubstanz werde man, so Kirfel, mehr abreißen und neu bauen müssen als geplant. Die historische Sandsteinfassade am Gasthaus sei durch verschiedene Umbauten in minderwertiger Bauart stark verändert worden. Man werde nur noch die Fassade stehen lassen können. Der Küchen- beziehungsweise Lebensmittelbereich wurde vergrößert. Das Hotel erfolgt als Neubau. Eine große Herausforderung beim Saal stelle der Brandschutz dar. Basierend auf den neuesten Erkenntnissen berechnete man die ausführungsorientierten Kosten. Die Kostenmehrung um rund 75.000 Euro ergab sich insbesondere durch eine Vergrößerung der Außenraumfläche. Basis für die Berechnung sind Baukosten von 4,8 Millionen Euro. Hinzu kommen Planungs- sowie Nebenkosten, sodass sich ein Gesamtkostenvolumen von 6,31 Millionen Euro ergibt. Kostenrisiken ergäben sich beim Abbruch. „Da weiß man nie genau, was einem erwartet“, verdeutlichte Kirfel.
„Wir sehen, dass das Bauvorhaben wichtig und realisierbar ist“, erklärte die Bürgermeisterin. Entscheidend neben dem Nutzungskonzept sei insbesondere auch ein Betreiberkonzept, das wichtiges Thema bei zwei Klausurtagungen gewesen sei. Mit dem Stadtumbaumanagement von der Firma CIMA wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, der auch Stadträte angehören, die sich speziell mit dem Betreiberkonzept beschäftigt. Von Stadtumbaumanagerin Bettina Seliger wurde eine Broschüre für die Gewinnung eines Betreibers erarbeitet. Der Entwurf ist fertig und wird von ihr bei der nächsten Stadtrat-Sitzung vorgestellt. Die Broschüre soll nicht gestreut werden; vielmehr setzt man auf direkte Ansprache. Auch eine große Fachzeitung widmet dem Quartier einen redaktionellen Teil. Zudem soll die Broschüre über die städtische Homepage abrufbar sein. Beim Betreiberkonzept denke man in alle Richtungen. Man favorisiere aber einen Pächter. Sollte sich niemand finden, soll das Projekt eventuell als Genossenschaft geführt werden. Möglich wäre aber auch Catering. Laut Seliger seien die Förderungsmöglichkeiten derzeit sehr gut, da sich auch die Staatsregierung dem Wirtschafts-Sterben auf dem Land angenommen habe.
Seitens des Stadtrats gab es breite Zustimmung. Dass nur die historische Fassade stehen bleibe, sei - so 2. Bürgermeister Stephanus Neubauer (CSU/FWG) - nicht ungewöhnlich. Dies sei auch bei der Neunutzung von „In der Heimat wohnen“ der Fall gewesen. Sicher zeigte er sich, dass auch das Quartier „Schwarzes Kreuz“ eine solche große Bereicherung für Teuschnitz darstellen werde. „In Teuschnitz fehlt eine Wirtschaft. Ohne sie kann der Tourismus nicht aufblühen. Sie ist Schlüssel zum Erfolg“, appellierte Karin Bayer (SPD). Etwas Bauchschmerzen hatte Beate Schmidt (FL) - mit dem Verweis auf die Burg Lauenstein, ob man einen Betreiber finde. Mario Stingl (SPD) fragte, ob man den Eigenanteil der Stadt in schon etwa beziffern könne. Dies verneinte die Bürgermeisterin, die versicherte, das Projekt in seiner Gesamtheit nicht um jeden Preis durchzuziehen. Eventuell werde man auch Streichungen vornehmen. „Das ist eine einmalige Chance. Wenn nicht jetzt, dann nie“, verdeutlichte sie. Der Baudurchführungsbeschluss erfolgte einstimmig unter dem Vorbehalt der Finanzierung. Die ARGE wird den Bauantrag vorbereiten und den Zuwendungsantrag bei der Regierung einreichen. Bereits im späten Frühjahr könnte mit dem Bau begonnen werden.
Informationen: Die Bürgermeisterin gab die Beschlüsse der letzten nichtöffentlichen Sitzung bekannt - darunter einen Grunderwerb der Schule und die Genehmigung von fünf Maßnahmen des Kommunalen Förderprogramms. Die nächste Stadtrat-Sitzung ist voraussichtlich am 30. Oktober. Während es dabei um städtebauliche Themen gehen wird, will man sich in der November-Sitzung mit dem Stadtumbau Mitte beschäftigen und dabei insbesondere mit der Parkplatzsituation nach den Umbaumaßnahmen. Im Stadtzentrum sollen Kurzzeitparkplätze geschaffen werden, während die Dauerparker außerhalb parken sollen.
Laut Alexander Fehn (SPD) warte man auf Infos, was man zwischen Spielplatz und Pfarrgarten anpflanzen dürfe. Hierum wird sich Netzwerkmanager Oliver Plewa kümmern. 3. Bürgermeister Werner Neubauer (CSU/FWG) monierte die überfüllten Glascontainer im Gemeindegebiet. Dabei handle es sich, so Weber, um ein landkreisweits Problem von Remondis. Weiter wollte er wissen, ob Haßlach eine Mitfahrerbank erhalte. Laut Weber wird man den Zuspruch der vorhandenen Bänke abwarten und eventuell weitere anschaffen. Abschließend fragte er wegen der Straßenverbreiterung bei der Bastelsmühle an. Man wird mit den beiden Haßlacher Bürgern, die keinen Grundbesitz abgeben, noch einmal das Gespräch suchen. Die Förderung von 90 % stelle eine einmalige Chance dar.