Die Bayern 3 Frühaufdreher Sebastian Winkler und Simone Faust, die Bayern 3-Band und Tanz Group, Álvaro Soler, Beth Ditto und der deutsche Superstar Sarah Connor - Ein Mega Live Act nach dem anderen rockte am Samstag die Bühne von Bayerns größter Open-Air-Party des Jahres. Über 30.000 Besucher feierten mit.

Er ist einfach ein Sonnyboy: Das strahlende Gesicht, die leuchtenden Augen, das entwaffnende Lächeln! Die Herzen insbesondere seiner weiblichen Fans: Sie flogen Álvaro Soler auf der gigantischen Dorffestbühne in Teuschnitz nur so zu. Der Deutsch-Spanier, der am Samstag das Bühnenprogramm des Bayern 3 Dorffests eröffnete, sieht aber nicht nur blendend aus, er kann auch toll singen: Gesamtpaket nennt man das!

„Ich liebe Teuschnitz“, sagt der neue Star am Pophimmel, als er um 15.30 Uhr in lässigen Jeans und einer farbenfrohen, gemusterten Jacke die Bühne betritt. Den Anfang macht seine aktuelle Single „Animal“. Weitere Songs seines Debüt-Albums in spanischer Sprache „Eterno agosto“ folgen, teilweise auch gemeinsam mit der Sängerin Anneli Ben. Aufgewachsen in Barcelona, hat der 26-Jährige mittlerweile diverse Gold- und Platinauszeichnungen zu Hause in seiner Wahlheimat Berlin hängen. Seine Chartbreakers durften natürlich in Teuschnitz nicht fehlen - zunächst der Latin-Beat-Kracher „El Mismo Sol“ und etwas später der Gassenhauer „Sofia“ - Was für eine Stimmung! Leider ist nach knapp 45 Minuten Schluss - sehr zum Bedauern seiner Fans, die von dem Charmebolzen mit der tollen Stimme und dem zauberhaft gelispelten spanischen „s“ nicht genug bekommen konnten.

„Pfunds-Stimmung“ in Teuschnitz

Weiter ging es mit Beth Ditto, die um 19 Uhr in ihrem schwarzen funkelnden Kleid, knallpink geschminkten Lippen, feuerroten Nägeln und schwarz umrandeten Cleopatra-Augen ans Mikro tritt. Schon die ersten Töne von „Oh my God“ lassen einem die Gänsehaut auflaufen - was für ein Organ! Eine Stimme, die aus Tausenden sofort heraus zu hören ist, eine geradezu raumgreifende Bühnenpräsenz, eine tolle Ausstrahlung - und Power im Überfluss. Eine Stimme wie ein Naturereignis: Da schwellen Töne an und erobern sich - wie ein brodelnder und schließlich ausbrechender Vulkan - die ganze Bühne.

2016 verkündete Beth Ditto die Trennung ihrer Band Gossip, als deren Frontfrau sie 17 Jahre lang weltweit Erfolge feierte. Seitdem ist die amerikanische Ikone mit ihrem Stilmix aus Rock, Punk und Disco solo unterwegs. Zu ihrem ersten Soloalbum „Fake Sugar“ gehört auch die im März erschienen Single „Fire“ - Eine treibende Blues-Nummer, die sie natürlich auch in Teuschnitz zum Besten gibt, ebenso wie „We could run“. Was für ein Brett! Die Soulröhre ist aber nicht nur eine Ausnahmekünstlerin; sie ist auch eine Ausnahmeerscheinung. Mit ihrer energiegeladenen lebensbejahenden Haltung trotzt sie dem gängigen Schönheitsideal unserer Tage und sagt allen Hungerhaken dieser Welt den Kampf an. Vor allem aber punktet sie auch mit ihrer lockeren, herzlich-liebeswürdigen Art. Man muss die - wie sie sich selbst bezeichnet - „Rampensau“ einfach gern haben. Man glaubt es ihr aufs Wort, wenn sie sagt, dass sie solch „Small Town Festivals“ liebt - vor allem in Teuschnitz mit „a lot of fucking corn“ ringsum. Ihren viel umjubelten Auftritt beendet sie „natürlich“ mit ihrem berühmten Hit „Heavy Cross“ - einzigartig, sondergleichen, unvergleichlich! Beth Ditto eben!

Selenstreichlerin mit Gänsehaut-Faktor

Mit Sarah Connor stellte sich schließlich um 21 Uhr der Haupt-Act des Abends vor. Der Superstar aus Delmenhorst hat 2015 - nach fünf Jahren ohne neue LP - das deutsche Album „Muttersprache“ herausgebracht. Viele Titel daraus gab die Sängerin - ganz in Schwarz mit Mantel, Lederhose und Stiefeln - auch in Teuschnitz zum Besten. Hits aus ihrer „dunklen Vergangenheit“ lässt sie in einem Medley erklingen: „French Kissing“, „Let’s Get Back To Bed – Boy!“, „Bounce“, der Chartstürmer „From Zero To Hero“ sowie das traumhaft schöne Liebeslied: „From Sarah with Love“: Emotion pur mit einem Meer an Lichtern im völlig verzauberten Publikum!

Die Powerfrau und Mutter von vier Kindern versteht sich mit ihrer Soulstimme glänzend auf die leisen Töne: „Wie schön du bist“, das von ihren Fans textsicher von Anfang bis zum Schluss mitgesungen wird. Nachdenklich wird sie auch bei ihrem Lied über ihren eigenen Tod, das sie als „Hommage ans Leben“ ankündigt: „Das Leben ist schön“. Zu ihrer deutschen Singstimme hat Sarah Connor - wie sie erzählt - über das TV-Tauschkonzert „Sing meinen Song“ gefunden - und zwar mit dem Lied von Gregor Meyle „Keiner ist wie du“. Sie singt es mit so viel Hingabe und Gefühl, das so manchem die Tränen in die Augen steigen.

„Und? Geile Band, oder?“, fragt Sarah Connor ihr Publikum, die tatsächlich sowohl von ausgezeichneten Musikern als auch drei herausragenden Background-Sängerinnen unterstützt wurde. Begeisterter Applaus brandet im Publikum auf - wie auch für „Hätt’ nie gedacht, dass es mal so was gibt, jetzt sing ich dir ’n deutsches Liebeslied“ oder auch das Eifersucht-Lied „Kommst du mit ihr“, wobei sie eine ganz andere Seite von sich zeigt. Zum Schluss wird sie nachdenklich und gesellschaftskritisch: Mit dem Lied „Augen auf“ über das Schicksal von Flüchtlingen verabschiedet sie sich von ihrem Publikum.

Zwischen den Auftritten von Álvaro Soler und Beth Ditto hatte die Bayern 3-Band und die Tanz Group dem Publikum mit einem Mix aus Gesang und Tanzeinlagen gewaltig eingeheizt. Für Stimmung und Heiterkeit sorgte auch die „Kleinste Band der Welt“: Sebastian Winkler und Sascha Seelmann. Den Abschluss des Musikfestivals bildete ein gigantisches, mit Musik unterlegtes Feuerwerk. In allen Farben blitzte es, die zündenden Raketen schallten nur so. Nach dem allerletzten lauten Knall gab es lautstarken Applaus - zugleich der Abschluss des Dorffests und eines wunderbaren Tages, der seinen Platz in den Analen von Teuschnitz und des ganzen Landkreises sicher hat. Chapeau, Teuschnitz!