Der Ort, wo die Papayas blühen
Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Teuschnitz unterstützt das Tropenhaus „Klein Eden” in Kleintettau. Bei der Gemeinschaftsversammlung am Dienstagabend erhielt das Gremium einen aktuellen Sachstand.
Papayas und Sternfrüchte blühen um die Wette; aber auch Fische wie Tilapia gedeihen im Tropenhaus in Kleintettau prächtig - Vormals ungenutzte Abwärme der Glashütte von Heinz-Glas im Niedertemperaturbereich, also Restabwärme, wird per Wasserleitung nach „Klein Eden“ geleitet und zur Erzeugung tropischer Früchte und Fische in Bioqualität verwendet. Finanziert wird das visionäre - aus dem Nachhaltigkeitsansatz der Fa. Heinz-Glas entwickelte - Umwelt- und Forschungsprojekt aus Eigenmitteln und hohen Förderungen.
„Wir haben einen guten Stand beim Bayerischen Umweltministerium“, zeigte sich der Geschäftsführer des Tropenhauses, Ralf Schmitt, dem Ministerium wie auch allen anderen Unterstützern sehr dankbar. Von Beginn an wurde die Region eingebunden und die Gesellschaft unter anderem auch von den Rennsteig-Kommunen, darunter auch die Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz, mitgegründet. Nachdem die VG für das Projekt alljährlich einen Beitrag von 8.000 Euro entrichtet, informierten nunmehr Ralf Schmitt sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Alexander Kunze, über die Entwicklungen der letzten Jahre.
Von der Wildromantik zur nachhaltigen Produktion
„Wir arbeiten einen Energieleitfaden für das Umweltministerium aus, wo man Nahrungsmittel oder ähnliches mit Abwärme anbauen kann“, erläuterte der Geschäftsführer. Gefördert werden - neben der Forschungskooperation mit der Hochschule - die noch immer nicht ganz abgeschlossenen Umbaumaßnahmen zwecks Ressourcen-Effizienz - so unter anderem im Bereich Fischzucht, effiziente Nutzung von Abwärme, Regenwasser und Strom, Anpassung des Pflanzenbestands sowie automatische Bewässerung. Im März 2022 hatte Staatsminister Thorsten Glauber sich bei einem Besuch vor Ort selbst einen Überblick über die Verwendung der Fördermittel verschafft, nachdem das Tropenhaus - kurz nach deren Bewilligung im März 2020 - Corona-bedingt zwei Jahre geschlossen bleiben musste.
„Auch die Energiekreise schlug bei uns voll rein“, bedauerte Ralf Schmitt. Glücklicherweise profitiere man nunmehr von der Strompreisbremse von 13 Cent pro Kilowattstunde, was aber immer noch teurer als vor der Krise sei. Als eine Einsparmöglichkeit wurde das Tropenhaus ab Dezember geschlossen bzw. nur in den Ferien geöffnet und - während dieser Zeit - die Temperatur auf 14 Grad heruntergedreht. Dies werde man voraussichtlich auch in diesem Jahr so handhaben. Allgemein habe man die Öffnungszeiten dem Besucherverhalten angepasst, nachdem leider auch Mitarbeiter für die Kassen fehlten. Auch das Personal wurde reduziert, auf jetzt zwei Vollzeit-Arbeitskräfte sowie vier Kassen-Kräfte.
Sehr gut gelaufen - insbesondere auch während der Pandemie - sei die Zusammenarbeit mit der Sterne-Gastronomie und regionalen Restaurants im Umkreis von 60 km. Die Verarbeitung der Früchte - beispielsweise zu Fruchtaufstrichen - erfolgt extern. Die Fruchtaufstriche und frischen Früchte werden auch vor Ort verkauft. Aufgrund der hohen Abnahme der Gastronomie, sei in der Vergangenheit leider manchmal zu wenig für die Besucher übriggeblieben. Dies ändere man dahingehend, dass nun zuerst die Besucher „bedient“ werden und erst danach die Gastronomie. Auch der zukünftige Betreiber vom „Schwarzen Kreuz“ kaufe Waren vom Tropenhaus ein. Eine Zusammenarbeit könne man sich auch mit der kleinen Brauerei vorstellen, zum Beispiel durch das Kreieren von Fruchtbieren.
Die Tierausstellung im Besucherhaus sei ein Zugpferd, um Familien mit Kindern bzw. Schulen und Kindergärten anzulocken. Hauptklientel seien Großeltern mit ihren Enkeln. Die Besucherzahlen seien gut. Leider merke man aber etwas das Nord-Süd-Gefälle - nach dem Motto „Von Kronach nach Tettau ist es weiter als umgekehrt.“ Leider wüssten noch immer viele Landkreisbewohner nicht um die Bedeutung des Tropenhauses. Dass man wir hier zum Beispiel das größte zusammenhängende Fischtreibhaus-Konzept in ganz Deutschland habe, habe niemand auf dem Schirm. Sehr vertreten ist man in den sozialen Medien.
Alexander Kunze M.Sc stellte das Forschungsprojekt vor - mit dem Ziel, durch Versuche bzw. Maßnahmen den Ertrag tropischer Früchte zu steigern sowie „Klein Eden“ nachhaltiger und wirtschaftlicher aufzustellen. Als Modellkulturen wurden Papaya und Sternfrucht ausgewählt. In den bisherigen Erzeugerländern werden beide Kulturen ausnahmslos im Freiland und im gewachsenen Boden produziert. Nun forscht man nach einem geeigneten Kultursystem, mit dem bei einer Gewächshaus-Produktion unter gemäßigten Klimabedingungen eine möglichst hohe Produktivität bei gleichzeitig hoher Ressourcennutzungseffizienz erzielt werden kann. Zugpferd bleibe die Papaya, die riesiges Potenzial habe. 13.700 Tonnen der Früchte wurden 2021 aus Spanien und Brasilien eingeführt, was einem Marktwert von 34 Millionen Dollar entspricht. Angestrebt wird eine vollumfängliche Abwärmenutzung durch Mehrfachnutzung, wofür man auch neue Märkte erschließen will. Beispielsweise wäre auch eine Trocknung der Kräuter der Arnika-Akademie denkbar. VG-Vorsitzender, Bürgermeister Frank Jakob (FW), und das Gremium zeigten sich sehr beeindruckt vom komplett vom ökologischen Gedanken durchzogenen Konzept.
Weitere Tagesordnungspunkte
Am 14. Februar fand durch das Landratsamt Kronach die überörtliche Kassenprüfung statt. Dabei wurde zusammenfassend festgestellt, dass die Kasse ihre zugewiesenen Aufgaben sachgerecht und zeitnah erledigt. Die Verwaltung der Kasse hat insgesamt einen geordneten Eindruck hinterlassen. Die wenigen Prüfanmerkungen werden erledigt. Abschließend lud der VG-Vorsitzende zu der am kommenden Wochenende in Teuschnitz stattfindenden Rennsteigmesse ein. 74 Aussteller haben ihr Kommen angekündigt. Auch das Rahmenprogramm hat für alle Generationen viel zu bieten.
Bekanntgaben aus der letzten nichtöffentlichen VG-Sitzung: Bei der Fa. komuna werden - im Rahmen der Richtlinie „Digitales Rathaus - weitere Formularmodule (Angebotspreis: 16.800 Euro sowie laufende Kosten 148,75 Euro) ebenso angeschafft wie - für die Finanzverwaltung - die Module „E-Rechnung“ sowie ein Elektronisches Anordnungswesen mit revisionssicherer Archivierung (Angebotspreis: 10.000 Euro). Der Auftrag für die Mietprintgeräte erging an die Fa. Hanft zum Angebotspreis von 369,77 Euro monatlich. Für Microsoft Office 2021 wurden 20 neue Lizenzen bei der Fa. Compu-Haus zum Preis von 5.236 Euro gekauft. Daniel Schnappauf aus Teuschnitz verstärkt zum 1. September dieses Jahres den gemeinsamen Bauhof.