Die Marter wurde von Kreisheimatpfleger Dr. Robert Wachter detailliert vorgestellt.

(von links) Restaurator Wilhelm Keim, Bürgermeisterin Gabi Weber, Pfarrer Joachim Lindner, Eigentümer Heiko Hofmann, Willi Hofmann und Kreisheimatpfleger Dr. Robert Wachter freuen sich über die gelungene Renovierung der Marter in Wickendorf.

Man findet darauf die abgewitterten Bilder einer Krönung Mariens und einer schmerzhaften Mutter Gottes. Dies mag dafür stehen, dass die Gottesmutter hier einst angerufen wurde und man sich bei ihr bedanken wollte. Beachtenswert sei aber, dass sich auf den anderen Seiten die Reliefs des heiligen Erzengel Michael und des heiligen Georgs zeigen - beide mit einer Art Dachen dargestellt; hätten ja beide jeweils für das Böse stehende Drachen bezwungen. Der Erzengel Michael gelte als Bezwinger des Teufels in der Gestalt eines Drachens und man sehe ja auch hier, wie Michael auf so einem Drachen steht und wohl noch mit einem Schwert ausholt, um ihn in die Hölle zu stoßen. Michael habe in der Regel ein Flammenschwert in der Hand und in der anderen eine Waage. So führe er, dem Volksglauben nach, ein Verzeichnis der guten und der schlechten Taten eines jeden Menschen. Er erscheint deswegen immer bei Darstellungen des Jüngsten Gerichts. Bei diesem Weltgericht wird dieses Verzeichnis vorgelegt und auf dessen Basis über die Menschen gerichtet. Michael sei also auch der Seelenwäger, der die Seele der Verstorbenen auf ihren Weg ins Jenseits geleitet.

Es könne aber noch einen anderen Grund haben, dass der heilige Michael hier erscheint. Auf der leider stark verwitterten Inschriftkartusche am Sockel meine man nämlich noch den Vornamen „Michael“ als Stifter dieser Marter auszumachen, sodass eventuell der Auftragsgeber der Marter auch seinen Namenspatron hier verewigt haben wollte. Der heilige Georg auf der anderen Seite werde in der Regel, wie auch hier, als Ritter auf einem Pferd mit der Lanze als Drachentöter dargestellt. Dies basiere auf seine Heiligenlegende: Georg rettete eine jungfräuliche Königstochter vor einem Drachen, indem er diesen tötet. Diese Jungfrau ist ein Opfer, das der Drache von der Bevölkerung gefordert hat. Somit hatte Georg das Land vom Bösen befreit, was dazu geführt haben soll, dass viele Menschen sich taufen ließen. Dieser Drachenkampf soll den mutigen Kampf gegen das Böse symbolisieren.