Barrierefrei Wohnen – selbstbestimmt Leben: Unter Trägerschaft des Caritas Kreisverbands gibt es seit Oktober 2016 eine Beratungsstelle für Wohnberatung für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landkreis Kronach. Die Beratung ist für alle Hilfesuchenden kostenlos.

Janet Januszewski präsentierte den Inhalt der Demokoffer.

Türschwellen werden zur Stolperfalle. Die Treppe zur Terrasse oder Garten stellt ein unüberwindbares Hindernis dar. - „Wie kann man die Sicherheit und Selbständigkeit in der eigenen Wohnung erhöhen?“: Dieser Thematik nahmen sich Janet Januszewski und  Eva-Maria Müller in ihrem sehr interessanten Vortrag an. 

Die Wohnberatung unterstützt - so Januszewski - Hilfesuchende mit praktischen Lösungen und berät auch über Fördergelder. Angesiedelt ist sie am Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“. Die Wohnberaterin kommt auch bei Bedarf zur Vor-Ort-Beratung in die Häuser. Gefördert wird das Hilfsangebot vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Dabei sind es keineswegs nur die großen, teuren Umbau-Maßnahmen, die das Zuhause ein Stück weit barriereärmer machen. „Schon Kleinigkeiten können große Erleichterungen bewirken. Wir beginnen mit einfachen Veränderungen und arbeiten uns nach oben“, erklärte die Quartiersmanagerin und verwies dabei auf den Inhalt von Demokoffern. Darin befindet sich zu Anschauungszwecken eine Auswahl verschiedener Alltagshilfen – beispielsweise Haushaltsgegenstände wie Küchenmesser oder Bestecke mit gewinkelten Handgriffen, Greifzangen oder auch Wasch- und Kämmhilfen, technische Hilfen wie Signalanlagen, ansagende Telefone, Seniorenhandys sowie Beleuchtungseinrichtungen wie automatische Nachtlichter. Einige Hilfsmittel werden vom Hausarzt verschrieben, andere müssen in Eigenleistung angeschafft werden. Wenn es um bauliche Maßnahmen geht, steht der Wohnberatung ein Fachingenieur zur Seite. Es gibt es verschiedene Förder-Möglichkeiten – über die Pflegekasse sowie bei größeren Maßnahmen über die Bayern-Labo oder auch als KfW- Darlehen, wobei jeder Fall einer individuellen Betrachtung und Beratung bedarf.

„Für Pflegende beginnt ein neues Leben. Sie leben nicht mehr nur ihr eigenes Leben, sondern auch das des von ihnen gepflegten Angehörigen“, sprach Eva-Maria Müller - zugleich Vorsitzende des Vereins „e2-health und Telemedizin Oberfranken - aus Erfahrung. Schon kleinere Anschaffungen - wie beispielsweise Sensoren für Bett oder Türen oder auch virtuelle Zäune - könnten den Pflegenden etwas mehr Freiraum schaffen und sie nachts ruhiger schlafen lassen - Stichwort Weglauftendenz. „Die Menschen rennen nicht davon. Sie gehen heim. Sie suchen den Weg nach Hause, wo sie früher waren“, verdeutlichte sie. Da sie sich selbst nicht mehr schützen könnten, müssten wir dies für sie tun. Demenz betreffe uns alle - zumindest im Umfeld hätten wir alle in irgendeiner Form damit zu tun. Sie riet den Betroffenen, mit den Nachbarn über die Situation zu sprechen. Demenz könne jeden treffen und sei nichts, wofür man sich schämen müsse. Es sei auch keine neue Krankheit, sondern trage nur einen neuen Namen; habe man früher von „Verkalkung“ gesprochen. Wenn der Nachbar Bescheid wisse, könne er eingreifen, wenn er denjenigen vielleicht umherirren sehe. „Es kann auch so schlimm kommen, dass sie die Pflege allein nicht mehr schaffen. Dann sollten sie so ehrlich sein und sich über andere Betreuungsformen wie Altenheim oder betreutes Wohnen informieren“, appellierte sie. Auch hier stehe man unterstützend zur Seite. Es sei niemandem damit geholfen, wenn der Pflegende zum Schluss auch nicht mehr könne. In der Diskussion appellierte Johann Gareis, im Alltag der Betroffenen nicht zu viel zu modernisieren. Zu viele Veränderungen seien für demente Menschen schwer zu verkraften. Man müsse deren Biografie berücksichtigen. Dem pflichteten Januszewski und Müller bei. Die Wohnberatung sei keine Verkaufsveranstaltung. „Nicht, was es gibt, ist entscheidend, sondern das, was derjenige braucht“, betonten sie.

Kontakt/ Infos: Wohnberatung im Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“, Hauptstraße 36, 96358 Teuschnitz, Telefon: 09268/9139017, Mail: wohnberatungcaritas-kronach.de

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 9 Uhr bis 16 Uhr.

Ausstellungs-Begleitprogramm: 14.02., 14 Uhr: Gedächtnistraining und Strickstammtisch - offener Treff mit Kaffee und Kuchen (Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“).