Die Mutter Gottes und die Europaflagge
Der Monat Mai gilt wegen dem farbenreichen Aufblühen der Natur als Marienmonat. Als erste und schönste Blüte der Erlösung, als „Frühling des Heils“, gilt in der katholischen Spiritualität die Gottesmutter. Deswegen lud der KAB-Ortsverband Wickendorf wieder zur traditionellen Maiandacht bei der Kapelle der Familie Martin ein. Die Kapelle wurde 1914 von Johann Martin erbaut und heute von seinen Nachkommen gepflegt und geschmückt. KAB-Vorsitzender Günther Fehn sprach hierfür der Familie Martin seinen Dank für ihr über 100-jähriges Glaubenszeugnis aus.
Vorstandsmitglieder der KAB und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Uwe Thoma trugen bei strahlendem Sonnenschein Gebete und Fürbitten vor. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf Europa gelegt. Die Vorbeter erzählten, dass Paul Levi, Leiter der Kulturabteilung des Europarates und ein Belgier jüdischer Abstammung, im Zweiten Weltkrieg angesichts der Judenverfolgung ein Gelübde abgelegt habe: Wenn er den Krieg und die Nazis lebend überstehen würde, wolle er zum katholischen Glauben übertreten. Er überlebte, wurde katholisch und bekam dadurch auch zu Maria, der Mutter Jesu, ein intensiveres Verhältnis. 1955 diskutierten nun die Vertreter des Europarats über eine gemeinsame Flagge. Aber sämtliche Entwürfe, die mit einem Kreuz die christlichen Wurzeln Europas anzeigten, seien von den Sozialisten und Kommunisten als zu ideologisch und zu christlich verworfen worden. Eines Tages kam Levi bei einem Spaziergang an einer Grotte mit der Statue der Muttergottes vorbei. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die zwölf Sterne wunderschön gegen den strahlend blauen Himmel. Da schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Er ging sofort zu Graf Benvenute, dem damaligen Sekretär des Europarates, und schlug ihm vor, zwölf Sterne auf blauem Grund als Motiv für die Europafahne anzuregen. Der Graf war begeistert. Wenig später wurde der Vorschlag allgemein akzeptiert. Es sei ein positives Zeichen, dass der Sternenkranz Mariens die Fahne der Europäischen Union ziert. So werden die Wurzeln Europas im christlichen Abendland sichtbar.
An der Maiandacht nahmen auch Gläubige aus Marienroth teil, die in einer Bittwallfahrt zur Andacht gekommen waren. Musikalisch umrahmt wurde die Andacht und die Wallfahrt von den Wickendorfer Musikanten, die Feuerwehr sorgte für die Absicherung der Straßen. Nach der Andacht gab es Kaffee und Kuchen bei der Kapelle.