Das Modellprojekt „Flexible Altenhilfe - Gemeindeschwestern Teuschnitz“ auf einem kreativen und guten Weg
Von links oben: Lisa Adlhoch (LfP), Martina Hellerbrand (LfP), Lena Engelhardt (Gemeindeschwester Teuschnitz), Ingrid Fischer (StMGP), Janet Januszewski (Gemeindeschwester Teuschnitz und Quartiersmanagerin im „In der Heimat Wohnen“-Teuschnitz), Claudia Ringhoff (Wissenschaftliche (Prozess-)Begleitung) Von links unten: Frank Jakob (1. Bürgermeister Teuschnitz), Cornelia Thron (Geschäftsführender Vorstand Caritasverband für den Landkreis Kronach)
Bei einem Fachgespräch zur Projektentwicklung haben sich Ingrid Fischer vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) und Martina Hellerbrand und Lisa Adlhoch vom Bayerischen Landesamt für Pflege (LfP) jetzt davon überzeugen können, dass das Modellprojekt „Flexible Altenhilfe – Gemeindeschwestern Teuschnitz“ auf einem guten Weg ist. In anregendem Austausch und bereichernden Diskussionen blickten sie mit den Projektangestellten Lena Engelhardt und Janet Januszewski, der Caritas-Geschäftsführerin Cornelia Thron und Claudia Ringhoff, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Begleitprojekt, auf das vergangene Projektjahr zurück und beleuchteten die nächsten Schritte.
Seit Anfang 2020 sind die beiden „Teuschnitzer Gemeindeschwestern“, Lena Engelhardt und Janet Januszewski, für die Zielgruppe der älteren Personen in der VGem Teuschnitz mit Reichenbach und Tschirn Ansprechpartnerinnen in allen Belangen. In Ergänzung und Entlastung zu den lokalen medizinischen und pflegerischen Dienstleistern haben sie ein offenes Ohr für Fragen aller Art, vernetzen zu weiteren Fachstellen und kommen gerne auch auf Hausbesuche vorbei. Sie schauen insbesondere nach dem, was gerade im Alltag der Senior/innen und oft auch bei den pflegenden Angehörigen „unter den Nägeln brennt“. Manchmal sind das sehr konkrete Fragen nach Finanzierungs- und Pflegeleistungen, manchmal auch psychosoziale Themen und Anliegen: Die erdrückende Leere zu Hause, Einsamkeitsgefühle und Antriebslosigkeit, anwachsende Überforderung, Bedürfnisse nach Gespräch und Aktivitäten, das Bedürfnis gebraucht zu werden und (wieder) Teil einer Gruppe oder der Nachbarschaft zu sein und zu bleiben.
Die Anfragen an die beiden pädagogisch und pflegerisch versierten Gemeindeschwestern sind sehr vielgestaltig. Das lässt sich aus dem projektbegleitenden Monitoring als ein Ergebnis zusammenfassen. Die Beziehungen zu den begleiteten Haushalten entstehen in der Mehrzahl der Fälle über mehrere, kleine Schritte: Eine erste Frage, oft nach Leistungserstattungen bei pflegerischem Unterstützungsbedarf, mündet in ein weiteres Gespräch und nach einiger Zeit in weitere Anfragen. Auf diese Weise wird der Kontakt allmählich vertrauter. Es braucht keine Zurückhaltung mehr, um bei einem nächsten Anliegen erneut im Caritas-Stützpunkt um Unterstützung zu fragen. „Dafür sind wir ja da“, meint Lena Engelhardt dazu. „Mein Alltag hat damit auch wirklich keine Routine. Jeder Tag ist anders. Der Projekttitel ‚Flexible Altenhilfe‘ passt.“
Das Quartiersmanagement des Caritas-Stützpunktes „In der Heimat wohnen“ in Teuschnitz weitet mit diesem neuen Angebot aufsuchender Unterstützung sein bisheriges Portfolio aus. Die bisherigen Bereiche „Wohnen, Gemeinschaft und Beratung“ werden um den Aspekt der „Unterstützung von Einzelhaushalten“ ergänzt. Mit den Arztpraxen, dem Physiotherapeuten und der Apotheke wurden gute Kontakte aufgebaut und vertieft. Hier ist angezielt nochmals stärker auf das Modellprojekt, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege für eine Laufzeit von insgesamt zwei Jahren gefördert wird, verweisen zu können, damit auch wirklich Entlastung entsteht. Hervorragend wird auf lokaler Ebene schon mit der Politik und Stadtverwaltung, der katholischen Pfarrei, dem Seniorenkreis sowie der Frauenliste zusammengearbeitet.
Die Sommer-Aktion des Corona-Jahres 2020 – das „Fensterln“ – hat großen Anklang gefunden und im Stützpunkt bekannte Senior/innen wie auch neue Haushalte erreichen können. Im nächsten Monat geht es in eine zweite Runde. Interessierte können sich gerne noch im Stützpunkt für einen Fensterl-Besuch melden.
Die Kraft des Modellprojekts liegt in der Verbindung von präventiven Hausbesuchen, Beratung und psychosozialer Unterstützung mit allen Vorzügen der in Teuschnitz schon langjährig aufgebauten Quartiersarbeit. Im System zu denken, im Zusammenwirken Antworten für individuelle Schieflagen in Haushalten mit älteren Menschen zu (er-)finden, dazu ist dieses Modellprojekt angetreten. Die Einschränkungen und insbesondere die lang andauernden Kontaktbeschränkungen infolge Corona und Lock-Down-Regelungen haben das Projekt maßgeblich in der Entwicklung beeinträchtigt. In den regelmäßigen Meetings der Projektmitarbeiterinnen und der wissenschaftlichen (Prozess-)Begleitung wurden neue Herangehensweisen – corona-konform und mit Blick auf die Zielgruppen in Teuschnitz, Reichenbach und Tschirn – auf den Weg gebracht. Neben der klassischen Öffentlichkeitsarbeit wird in Kürze ein Brief an alle Personen Ü60 der VGem Teuschnitz über die Stadtverwaltung versendet. Weitere Aktivitäten sind mit der Frauenliste und dem Seniorenkreis in Planung.
Die Gäste aus StMAS und LfP wünschten sich stärker digitale Zugänge für die Kommunen mit Ehrenamt und den Aufbau des Netzwerkes „Verantwortungsgemeinschaft Altenhilfe – Teuschnitz“ zu nutzen. Über die BayernFunk-App sowie Online-Meetings mit den professionellen Netzwerkpartnern könnten hier für die Region nachhaltig Kommunikationspotenziale auch über das Modellprojekt vorangetrieben werden.
1. Bürgermeister Frank Jakob stellte im Abschluss der Veranstaltung den Stadtentwicklungsprozess von Teuschnitz zur Arnikastadt mit aktuellen und bleibenden Herausforderungen sowie Erreichtem in einem kurzen Abriss als Basis des Modellprojekts vor. „Ein Drittel unserer Bürgerschaft in der VGem ist schon jetzt über 60 Jahre. Das macht mir Sorge. Und die demografische Entwicklung sieht nicht rosig aus." Und er ergänzte: „Wir tun hier alles, um Teuschnitz und die VGem zukunftsfähig zu erhalten. Das schließt auch mit Blick auf eine gute Versorgung der älteren Menschen Maßnahmen für den Zuzug junger Familien und touristische Aspekte mit ein.“
Im Feedback des Austausches bedankten sich die Besucherinnen für das „Herzblut“ und das enorme Engagement der Caritas-Mitarbeiterinnen und speziell der Gemeindeschwestern. „Das Modellprojekt findet hier in Teuschnitz durch Datenerhebung und viele engagierte vorhergehende Projekte einen wirklich gut vorbereiteten „Boden“ vor, auf dem wir in der Versorgung älter-werdender Haushalte mit zunehmendem pflegerischen Hilfebedarf neue Erfahrungen machen und neue Bedarfe herausarbeiten können“, resümierte Ingrid Fischer (StMGP). „Die zentrale Frage ist, wie wir auch gerade über das Projekt die derzeit schwierige Zeit bewältigen können.“ Martina Hellerbrand und Lisa Adlhoch vom LfP ergänzten: „Sie sind hier auf einem guten Weg. Und Ihre Kreativität, trotz Corona Zugang zur Zielgruppe zu erschließen, imponiert.“