„Bibliothek im Alten Torhaus“ in Teuschnitz feiert Zehnjähriges
Jede Menge Lesestoff in gemütlichem Ambiente: Die lichtdurchflutete Bibliothek in Teuschnitz mit seiner umfassenden, immer aktuellen Auswahl für große und kleine Bücherfreunde ist das, was man eine Bücheroase nennen könnte: Ein Schatzkästchen, in der es sich hervorragend in aller Ruhe stöbern und schmökern lässt. Das schätzen auch die vielen Leserinnen und Leser, denen „Im Alten Torhaus“ - eines der ältesten Gebäude in Teuschnitz - seit nunmehr einem Jahrzehnt frischer Lesespaß geboten wird.
Man merkt Mathilde Grüdl und Birgit Böhm den Stolz an, wenn sie über die Anfänge und so erfolgreiche Entwicklung ihres „Babys“ - der Bibliothek - sprechen. Am 20. Juli 2008 konnte die Eröffnung der „Bibliothek im Alten Torhaus“ gefeiert worden. Bei einer Pfarreigröße von weniger als 1000 Katholiken hat es das aktuell rund 25-köpfige Team seitdem geschafft, Kulturfreunde aus dem ganzen Dekanat zu gewinnen, die nicht nur der Leselust frönen, sondern unter anderem auch an Ausstellungen, Kulturabenden, Lesungen, Hausmusiken und Konzerten teilnehmen. Dabei war das heute so schmucke Gebäude einst vom Abriss bedroht. „Das Haus war in einem katastrophalen Zustand“, bedauert Birgit Böhm. Obwohl das - etwa um 1750 errichtete - stadtbildprägende Gebäude mit der so bewegten Geschichte unter Denkmalschutz steht, stellte es damals aufgrund seiner Baufälligkeit eine Gefahrenstelle dar. Dass der Abriss verhindert werden konnte, ist dem Einsatz vieler zu verdenken. „Die Idee für die neue Nutzung und die Initiative ging von unserem damaligen Pfarrer, Dekan Peter Barthelme, aus“, zeigen sich die Helferinnen dankbar. Glücklicherweise hatte Frank Miquel eine Vorliebe für das historische Gebäude und verlegte sein Uhren- und Schmuckgeschäft in das Erdgeschoss.
„Wir hatten damals überhaupt keine Ahnung, wie eine Bibliothek funktioniert“, erzählt Mathilde Grüdl. Wider Erwarten meldeten sich auf den Helfer-Aufruf gleich rund 20 Frauen, die die Bibliothek ehrenamtlich mit führen wollten. Zunächst einmal galt es, die etwa rund 500 - zuvor in einem Zimmer des Rathauses untergebrachten - Bücher zu sortieren, etikettieren und zu beschriften, wofür man unzählige Stunden aufbrachte. Bei Schulungen und Besuchen in anderen Büchereien eignete man sich das geforderte „Know-How“ an. Heute verfügt die Bibliothek über rund 10.000 Medien aller Art. Die Leser- und Hörschaft kommt mittlerweile aus dem gesamten Oberen Frankenwald. Seit der Gründung ist das Team stets bestrebt, die Zeichen der Zeit zu erkennen. So erfolgt der Einkauf nach Bestseller-Listen. „Seit 2014 bieten wir auch digitale Medien an. Wir waren damals die erste ehrenamtliche Bibliothek im Landkreis Kronach mit diesem Angebot“, ist Mathilde Grüdl stolz. Damit können die Leser/-innen an 365 Tagen rund um die Uhr e-Books, Tageszeitungen, Zeitschriften und Hörbücher auswählen, diese herunterladen und dann auf ein Endgerät übertragen.
Nach wie vor zeichnet das Team alleine verantwortlich für die Einrichtung der 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, den Aufbau einer modernen Bibliothek und das Betreiben einer kontinuierlichen Kulturarbeit. Dabei liegen nicht „nur“ Planung und Durchführung des Bibliotheksbetriebs und der Highlights in ehrenamtlichen Händen. Vielmehr leisten die Mitarbeiterinnen sogar die Beschaffung der Gelder für den kostenintensiven Betrieb größtenteils durch viele versch Veranstaltungen selbst. Einen sehr guten Kontakt pflegt man schon zu den jüngsten Bücherfreunden. Alle zwei Wochen kommt die Grundschule zu Besuch. Kindergarten-Kinder können im „Alten Torhaus“ beispielsweise ihren Bibliotheks-Führerschein machen und die Büchergeister dürfen spannende Bilderbücher kennenlernen.
Nicht zu vergessen sind bei alledem auch die Ehemänner der engagierten Damen, die anfallende Hausmeisterarbeiten ehrenamtlich erledigen. Hinzu kommt Michael Löffler, der die komplette EDV managt. Vom Gründungsteam sind noch 15 „Frauen und Männer der ersten Stunde“ dabei und viele weitere Helfer sind erfreulicherweise seither dazu gestoßen. Inklusive einiger Neuzugänge leisten die aktuell rund 25 Mitarbeiter/-innen alljährlich circa 2.500 ehrenamtliche Stunden. Für diese herausragende Leistung war das Team 2011 von Erzbischof Dr. Ludwig Schick mit dem Ehrenamtspreis der Erzdiözese Bamberg ausgezeichnet worden. Eine weitere Auszeichnung kam 2016 mit dem Kinderbibliothekspreis der Bayernwerk AG, übereicht von Staatsekretär Bernd Sibler, hinzu. Das Preisgeld von 5.000 Euro erfolgte als Mediengutschein zur Anschaffung neuer Bücher, Hörbücher und kindgerechter Medien.
Die Unterbringung der Bibliothek im „Alten Torhaus“ war nur möglich, weil die Familie Miquel und die Katholische Kirchenstiftung mit Dekan Peter Barthelme in das Gebäude investierten und dabei erhebliche Eigenmittel aufbrachten. Dafür zeigt sich das Team sehr dankbar - wie auch gegenüber Bürgermeisterin Gabriele Weber, die von Anfang die Bibliothek mit unterstütze, sowie mit ihrem Stadtrat und allen Zuschussgebern. Insgesamt schlug die Sanierung mit rund einer Million Euro zu Buche. In früheren Zeiten war das Gebäude unter anderem als Armenhaus, Arrestzelle, Altenheim, Bürgermeister-Wohnung und zuletzt als Zahnarztpraxis genutzt worden.
Gefeiert wird das ganze Jahr
Das Jubiläum wird mit einer über das Jahr verteilten Veranstaltungsreihe gefeiert. Seinen Beginn findet diese am kommenden Samstag mit dem bekannten „Frankensima“. Vor seinem Programm gibt es eine kleinen offiziellen Teil mit kurzen Grußworten sowie Ehrungen der Helferinnen, die seit Anfang an dabei sind.
Termin:
„Gepflegter Blödsinn“ mit dem „Frankensima“: Darauf dürfen sich alle Besucher am Samstag, den 21. April in der „Bibliothek im Alten Torhaus“ freuen. Der Kabarettist, Musiker und Komiker wird mit seiner „Gweddschn und seinem Gewaaf“ allen Besuchern einen lustigen Abend bereiten. Der Kartenvorverkauf läuft. Eintrittskarten gibt es zum Preis von 12 Euro im Pfarrbüro, in der Bibliothek und bei Franz Tautz in Teuschnitz. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Bibliothek.