Ausbildung bietet berufliche Perspektiven
Seit letztem Jahr kann man an der Arnika-Akademie in Teuschnitz die Ausbildung zum zertifizierten TEH® Praktiker/in absolvieren. Die ersten Absolventen gibt es nächste Woche und eine Info-Veranstaltung für die nächste Runde.
Was hat Teuschnitz, was sonst keiner hat? Jawoll – die Arnika! Deshalb nennt sich Teuschnitz „Arnikastadt“ und setzt alles daran, ihrem Naturschatz Perspektiven für Bürger und Stadt abzugewinnen. Die Gründung der Arnika-Akademie und des Arnika-Vereins waren die ersten Schritte in diese Richtung. Doch nicht nur Hobbyköche oder Kräutergärtner finden dort interessante Weiterbildungsmöglichkeiten, auch wer sich auf professionelle Pfade in der Kräuterheilkunde begeben möchte, findet seit letztem Jahr das passende Angebot: Zusammen mit dem TEH® Verein Unken (Österreich) und der IHK für Oberfranken Bayreuth kann man sich zum zertifizierten TEH® Praktiker/in ausbilden lassen.
Für die ersten Absolventen wird es am kommenden Freitag ernst – die Prüfungen stehen an. 160 Stunden haben sie in 12 Wochenenden investiert und sich in Pflanzenheilkunde, Anbau, Verarbeitung, Hygiene und Verpackung vertieft. Zum Teil in den Schulungsräumen, aber auch in der Schauküche oder draußen auf Wiesen und in Wäldern. „Ich komme gerade aus dem Wald“, sagt Carola Krüger aus Neuhaus-Schierschnitz, „das mache ich immer wenn ich Spätschicht habe.“ Sie arbeitet als CNC-Programmiererin in Stockheim. Am nächsten Samstag, so hofft sie, bekommt sie ihr Zertifikat überreicht. Aus einer naturaffinen Familie stamme sie, ihr Vater und Bruder sind Jäger und schon als Kind habe sie viel Zeit im Wald verbracht. Später sammelte sie Pflanzen für Tee. „Durch die Ausbildung weiß ich, wie viel ich falsch gemacht habe“, sagt sie. Besonders beim Trocknen und der Zusammenstellung der Kräuter. Ein ganz neues Gebiet habe sich für sie erschlossen, nämlich die Jagdheilkunde. Dieses Wissen sei seit mehreren Generationen verloren gegangen, erst jetzt habe sie jemand gefunden, der dieses Schatzkistlein noch hütet. „Beim Wildschwein wird in der Regel nur das Fleisch verbraucht“, erklärt sie, „ dabei kann man mit dem wertvollen Fett Seife oder Salben machen, die in Kombination mit den richtigen Kräutern heilsame Wirkung entfalten.“ Und das erlegte Tier wird ganzheitlich genutzt.
Auch Christina Zehnter aus Neukenroth hat die Ausbildung absolviert. „Ich bin schon Kräuterpädagogin und hab bisher aber vor allem mit Wildkräutern im Essen gearbeitet“, erklärt sie, „ über deren Heilwirkung wusste ich bisher wenig.“ Doch ihre Kursteilnehmer interessieren sich sehr dafür. Jetzt ist sie froh, dass sie über fundiertes Wissen verfügt, das sie in ihr Kursprogramm einfließen lassen will.
Die Ausbildung dauert 160 Stunden, die in 12 Module aufgeteilt sind, jeweils freitags und samstags. Die Kosten im unteren vierstelligen Bereich sind durchaus eine Investition. „Die hat sich auf jeden Fall gelohnt“, meint Zehnter. Schließlich habe man hochkarätige Fachleute als Dozenten, auch aus der Region übrigens. So rückte Barara Detsch aus Haig mit dreien ihrer Köche an und vermittelte Fachwissen in traditioneller Küche. Das Gebiet der Phytotherpie deckte Apothekerin Claudia Latteier ab, die auch an der PTA-Schule in Kulmbach lehrt.
Bis zum Freitag müssen sich die Kursteilnehmer durch ihren dicken Ordner „gefressen“ haben. Die schriftliche Prüfung wird im Multiple-Choice-Verfahren abgehalten und dauert eine Stunde. Danach muss jeder eine 15-minütige Präsentation seiner Projektarbeit halten. Am Samstag ist dann feierliche Übergabe der Zertifikate und dann ist alles vorbei. „Wenn ich daran denke, werde ich ganz traurig“, gesteht Carola Krüger, „wir waren eine tolle Gemeinschaft aus ganz besonderen Menschen und wir haben uns gegenseitig so viel weiter gebracht.“
Vor der Ausbildung ist nach der Ausbildung – nicht nur für die Absolventen. Am 29. September beginnt die nächste Runde. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 begrenzt, die Plätze sind begehrt. Am Donnerstag, den 20.07.2017 findet um 19:30 Uhr eine Informationsveranstaltung in der Arnika-Akademie in Teuschnitz statt.
Die Ausbildung zum zertifizierten TEH® Praktiker/in
TEH steht für Traditionelle Europäische Heilkunde. Vermittelt werden theoretische und praktische Grundlagen zur Verarbeitung von Kräutern und Heilpflanzen. Die Ausbildung richtet sich an Personen, die privat oder beruflich Seminare im Bereich der Traditionellen Europäischen Heilkunde gestalten wollen, Heilpflanzenführungen anbieten möchten oder die Herstellung von Kräuterprodukten beabsichtigen. Der Lehrgang wird in Kooperation mit dem TEH® Verein Unken (Österreich), der Arnika-Akademie Teuschnitz und der IHK für Oberfranken Bayreuth angeboten. Mehr Informationen gibt es unter http://teuschnitz.de/arnika-akademie.