Am Anfang wurden die Zeichen in Teuschnitz in Richtung Arnikastadt gesetzt. Rund sechs Jahre später blickten die Akteure am Freitag - im Rahmen einer Pressekonferenz - voller Stolz auf die dabei entstandenen stabilen Strukturen.

(von links) Netzwerkmanager Oliver Plewa, Bürgermeisterin Gabriele Weber sowie Produktionsleiterin Silvia Hummel freuten sich, die neuen Senfkreationen „Dunnerkeil-Flößersenf“ und „Sapperlot-Köhlersenf“ vorstellen zu können.

(von links) Bürgermeisterin Gabriele Weber kostet mit der Produktionsleiterin Silvia Hummel die neue Senfkreation „Dunnerkeil-Flößersenf“ mit Meerrettich-Geschmack.

Gruppenbild mit den Akteuren der Pressekonferenz

Die im Oktober 2013 eröffnete Arnika-Akademie ist „Keimzelle“ der Arnikastadt Teuschnitz. Zu verdanken hat die Stadt ihren Beinamen einer der seltensten und kraftvollsten Heilpflanzen, der Arnika, die hier - neben weiteren rund 50 Heilkräutern - blüht. Überzeugt von ihrer eingangs oftmals noch belächelten Idee, wurde diese von Visionären hartnäckig verfolgt. Jetzt, gut sechs Jahre später, schickt sich die Stadt an, zu einer der wichtigsten naturheilkundlichen Zentren Deutschlands zu avancieren. Der Stolz über die Erfolgsgeschichte „Arnikastadt Teuschnitz“ war bei der Pressekonferenz allgegenwärtig. Im Arnika-Café hielten die Akteure Rückblick, wussten aber auch viel Neues zu berichten.

„Wir haben intensiv gearbeitet und können eine stetige Weiterentwicklung in allen Bereichen verzeichnen“, meinte Bürgermeisterin Gabriele Weber (CSU) rückblickend auf die Ausgangssituation vor rund zehn Jahren. Damals war Teuschnitz von wirtschaftlichen Problemen, einem Bevölkerungsrückgang sowie einer zusammengeschmolzenen Anzahl an Arbeitsplätzen arg gebeutelt. Im Rahmen des 2011 ins Leben gerufenen interkommunalen Entwicklungskonzepts (ISEK) erarbeiteten die Rennsteig-Gemeinden ein Leitbild, um vorhandenes Potenzial zu nutzen. Da Teuschnitz als einzigartige Kulturlandschaft über ein großes Vorkommen an Heilkräutern sowie vom Aussterben bedrohter Tierarten wie Braunkehlchen und Schwarzstorch verfügt, verschrieb man sich dem Leitbild „Gesundheit und Natur“ in einer engen Verzahnung von Naturschutz, Städtebau und Tourismus.

„Die Negativstimmung ist einer positiven Stimmung gewichen. Die Menschen spüren, dass etwas geht“, verwies Weber auf bisherige Erfolge. Leerstehende Gebäude hätten eine neue Nutzung gefunden; das Stadtbild sei attraktiver. Der Bevölkerungsrückgang sei gestoppt. Es gebe vermehrt Zuzüge. Das Image habe sich verbessert; Bekanntheit und Besucherzahlen seien gestiegen. Die Biodiversität habe zugenommen und werde gefördert; Natur- und Umweltschutz werde seit vielen Jahren gelebt. „Der Stadt ist es gelungen, die Teuschnitz-Aue nachhaltig für nachfolgende Generationen zu schützen“, so die Bürgermeisterin. Auf eigenem Wunsch möchte man den Schutzstatus des wertvollen Bestands an bedrohten Pflanzen zum Naturschutzgebiet ausweiten. Damit wolle man insbesondere die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit sicherstellen und die landesweite Bedeutung zum Ausdruck bringen.

Um in Zukunft das rund 60 Hektar umfassende Landschaftschutzgebiet für Besucher aller Altersklassen erlebbarer zu machen, hat man 2019 den Naturweg Teuschnitz-Aue angelegt. „Der Wehr führt als Rundweg auf 3,5 Kilometer Länge vorbei an charakteristischen Landschaftsbestandteilen - wie den Weideflächen für die Rinder des Projekts „Frankenwald-Weiderind“ und anderen Naturschönheiten“, berichtete Beate Singhartinger, Gebietsbetreuerin des Naturparks Frankenwald. Der Naturrundweg soll im Mai dieses Jahres als Wander- und Lehrpfad eingeweiht werden.

Die Vegetation rings um Teuschnitz diene als nachhaltige Rohstoffquelle für den Kräuterverarbeitungsbetrieb Naturmanufaktur Teuschnitz, so Netzwerkmanager Oliver Plewa. Hier werden seit 2016 Kräuter aus der Natur sowie dem Lehr- und Schaugarten der Arnika-Akademie zu Lebensmitteln und Kosmetika verarbeitet. Seit 2018 können diese im hauseigenen Kräuterladen „Naturmanufaktur GRÜNerLEBEN“ erworben werden. „Das Sortiment wächst stetig“, freute sich Produktionsleiterin Silvia Hummel. Zu den Neuheiten zählen ein Lavendel- und Thymian-Sirup sowie ein Flößer- und Köhlersenf. Erfreulicherweise konnten mit dem Himmelreichof in Hirschfeld und dem Daumahof in Reichenbach zwei Bio-Landwirte gewonnen werden, die ab heuer Kräuter in Bio-Qualität anbauen und zuliefern.

„Das jahrhundertealte Wissen über Kräuter, Heilpflanzen und deren traditionelle Verarbeitung geben wir in der Arnika-Akademie gerne weiter“, bekundete Netzwerkmanager Oliver Plewa. Die IHK-zertifizierten Kurse zum TEH (Traditionelle Europäische Heilkunde)-Praktiker sind seit der Einführung im Jahr 2016 ausgebucht und erfreuen sich bundesweiten Zuspruchs. Mittlerweile konnten 50 zertifizierte TEH-Praktiker ausgebildet werden. Derzeit läuft der vierte Kurs; ein weiterer soll noch heuer starten. Für ein heuer erstmalig abgehaltenes Seminar-Wochenende für TEH-Praktiker gewann man hochkarätige Fachleute. Eine weitere Neuheit im von Christina Zehnter vorgestellten Jahresprogramm sind ArnikaPlus-Kurse. Durch Qualität und Inhalt richten sich diese insbesondere an TEH-Praktiker. Mit fundierten Einzelseminaren spricht die Akademie aber auch ein breites interessiertes Publikum an. Erneut wird im Zeitraum Mai bis Oktober das Ehepaar Johannes-Peter und Yvonne Müller an jedem ersten Sonntag im Monat das Sonntags-Café öffnen. Auch das Arnikafest, die Arnikatage und die „Erlebnistage Körper-Seele-Geist“ finden wieder statt.

Die aktuell laufenden Bauvorhaben „Arnika-Terrasse“ und „Schlossgarten“ werten das Umfeld der Arnika-Akademie und das gesamte Stadtbild weiter auf. Beide Projekte werden im Sommer abgeschlossen sein. Man verbindet den Altstadtbereich mit der Arnika-Akademie und transportiert so das Thema in den Stadtkern, unterstrichen von einem einheitlichen Wegeleitsystem. Nach Fertigstellung des 1. Bauabschnitts 2019, läuft aktuell Bauabschnitt II rund um den Schlossgarten, das Kirchenumfeld und den Rathausvorplatz wie auch die Revitalisierung und Umbau des Quartiers „Schwarzes Kreuz“ zu einem Gasthaus mit Biergarten und Gästezimmern, einem Arnika-Infozentrum, einer Tourist-Info sowie einem kleinen Laden für Produkte der Naturmanufaktur. „Eine gegründete Bürgergemeinschaft wird aktiv an der Entwicklung im neuen Zentrum von Teuschnitz beteiligt sein“, freute sich Stadtumbaumanagerin Bettina Seliger über bereits 75 gezeichnete Anteile. Derzeit laufe eine gezielte Pächtersuche. Die 6-Millionen-Euro-Maßnahme soll 2022 fertiggestellt sein. Beim Gestaltungskonzert setzt man auf regionstypische Naturmaterialien. Gefördert wird das Projekt mit 90 Prozent. Ohne die hohe Förderkulisse hätte man die ganze Palette der ineinandergreifenden Projekte nicht umsetzen können, zeigte sich Weber der Regierung von Oberfranken beziehungsweise der Bayerischen Staatsregierung sehr dankbar. Gleiches gilt für das Kommunale Städtebau-Förderprogramm, das Hauseigentümer bei Privat-Maßnahmen im Sanierungsgebiet finanziell stark unterstützt. Rund 100 Beratungen konnte Seliger bereits führen; circa 40 Maßnahmen wurden bislang umgesetzt, in die rund 1 Mio. Euro aus dem Programm flossen.

„Wir arbeiten nicht alleine, sondern in einem starken Verbund aus Partnern in der Region. Alle Gemeinden der Rennsteigregion ziehen an einem Strang und treten gemeinsam auf“, würdigte Plewa. In diesem Zusammenhang stellte Nicole Wittig vom regionalen Anbieter für Gruppenreisen „Handwerk & Kultur erleben!“ das neue Angebot einer Tagesfahrt unter dem Motto „Gartenträume“ vor. Diese umfasst eine Führung im „Golddorf“ Steinbach an der Haide, die Besichtigung der Wallfahrtskirche in Haßlach/Teuschnitz sowie den Besuch des Kräuterlehr- und Schaugartens in Teuschnitz. Der Pressekonferenz schloss sich ein leckerer Kräuter-Imbiss an - mit Lust auf mehr!