Die „GemüseAckerdemie“ macht Kinder zu Gemüsebauern. Um ihnen die Bedeutung der Natur für unsere Ernährung zu vermitteln, wird dabei der Schulgarten zum Gemüseacker. Auch an der Grundschule Teuschnitz wurde am Dienstag wieder tüchtig geackert.

An der Grundschule Teuschnitz tüchtig „nach“-geackert.

Gekonnt bohren die „Großen“ der Teuschnitzer Grundschule mit dem Griff ihrer Schaufel Loch für Loch in die Erde, um neue Jungpflanzen einzusetzen. Ihre Arbeit geht den Kindern flink von der Hand; haben sie doch seit diesem Frühjahr bereits rund 30 Gemüsearten auf der kleinen Parzelle hinter dem Schulhaus angepflanzt und bearbeitet, wo nunmehr - neben Kohlrabi, Salat und Radieschen - auch Tomate, Zucchini, Gurke und Kürbis in Reih und Glied nebeneinander stehen. Da die erste Ernte bereits eingefahren werden konnte, säten die Jungen und Mädchen nun noch einmal nach. Auf den bereits abgeernteten Beeten können so kälteresistente Kulturen wie Feldsalat, Spinat und Chinakohl wachsen.

„Seit diesem Schuljahr sind wir ein landwirtschaftlicher Betrieb“, schmunzelte Schulleiter Klemens Löffler, als er den in kleiner Runde geladenen Gästen die an seiner Schule laufende „GemüseAckerdemie“ vorstellte. Nachdem man sich für das Projekt beworben habe, sei man glücklicherweise kurzfristig noch mir reingerutscht. Initiiert wird die Maßnahme vom Berliner Verein Ackerdemia e.V. Unter dem Motto „Ackern schafft Wissen“ lernen die Kinder bei diesem Jahresprogramm, wo die Nahrungsmittel herkommen, welche Arbeit dafür nötig ist und wie der Kreislauf des Lebens funktioniert. Beraten wird man von Hendrike Hellmann, die die Lehrer auch mit umfangreichem Bildungsmaterial für den Unterricht ausstattete. Damit alles wächst und gedeiht, wird die Anlage von „Acker-Coach“ Sascha Jehnke betreut. Ihnen dankte er ebenso wie der AOK Bayern für die Finanzierung der Maßnahme, dem Schulverband Teuschnitz für die Zurverfügungstellung des Grundstücks wie auch dem Hausmeister sowie dem Bauhof für die Unterstützung. Größe Anerkennung zollte er auch seinem Kollegium für deren Bereitschaft, das Projekt mitzutragen und hier vor allem dem Förderlehrer Andreas Rentsch als Strippenzieher und Ansprechpartner. Die wichtigsten Personen aber seien die Kinder, die das Schulprojekt mit viel Eifer und Freude tatkräftig umsetzten.

„Es ist viel Arbeit. Aber als ich zum ersten Mal auf dem Acker gestanden war, war ich sehr froh über diese Maßnahme. Es macht wahnsinnig viel Spaß, die Schaufel in die Hand zu nehmen und mitzuarbeiten. Das ist eine tolle Sache und der schönste Lohn für den großen Aufwand“, bekundete der Schulleiter, der vor allem den hohen Praxisbezug und die Einbindung des Programms in den Lehrplan herausstellte.

Laut AOK-Direktor Christian Grebner habe man das Projekt gerne aufgegriffen, da seiner Gesundheitskasse die Gesundheitsförderung und dabei im Besonderen die Vorsorge bzw. Prävention sehr am Herzen liege. Die richtige Ernährung sei hierbei ein ganz wichtiges Thema. „Die Kinder sollen lernen, dass Obst und Gemüse nicht aus dem Supermarkt stammen, sondern auf dem Acker wachsen“, betonte er. Dem konnte sich AOK-Ernährungsexpertin Yvonne Müller nur anschließen, die im Jahr 2014 bei der „Grünen Woche“ in Berlin auf die Initiative aufmerksam geworden war und sich hierfür gleich begeisterte. Die Kinder lernten dabei die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion kennen. Sie pflanzten und pflegten das Gemüse nicht nur, sondern ernteten und vermarkteten es auch.

Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen verliefen - so die Regionalkoordinatorin Hendrike Hellmann - die von Ackerdemia e.V. begleiteten Pflanzungen sehr erfolgreich und das, obwohl das Wetter dieses Mal so gar nicht mitspielen mochte. „Erst war es sehr lange sehr kalt mit Frost, dann die Hitze und nun der viele Regen“, bedauerte sie.

Sehr beeindruckt vom guten Gelingen, zeigte sich Bürgermeister Frank Jakob sicher, dass das Projekt das Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie die sozialen Kompetenzen der Schüler fördere. Es ermögliche den Kindern, viel über unsere Umwelt, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit zu lernen. Damit passe es hervorragend zur Ausrichtung der Arnikastadt Teuschnitz, die sich ja die Themen Natur und Gesundheit besonders auf die Fahnen geschrieben habe.

Voller Stolz stellte anschließend Gemüsebauer Noah die - bereits gepflanzten - rund 30 verschiedenen Gemüsearten vor, die offensichtlich hervorragend wachsen und gedeihen. Anschließend machten er und weitere Viertklässler sich dann an die Nachsaat, damit bis in den Herbst hinein weiter geerntet werden kann.

„GemüseAckerdemie“

Bei dem Schulprojekt säen, pflegen und ernten Schüler ihr Gemüse auf dem schuleigenen Acker. Ziel des ganzjährigen Bildungsprogramms ist es, die Wertschätzung für Lebensmittel und gesunde Ernährung bei Kindern und Jugendlichen zu steigern. Umfangreiche Bildungsmaterialien liefern Anregungen zu weiterführenden Unterrichtsthemen wie der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung oder Arten- und Sortenvielfalt. Die AOK Bayern unterstützt die „GemüseAkademie“ im fünften Jahr und schickt bereits die 100. Schule auf den Acker. In diesem Jahr bauen bayernweit über 2.000 Kinder ihr eigenes Gemüse an. Seit 2017 werden insgesamt 3.870 Quadratmeter Ackerfläche von Schülern bewirtschaftet. Für die Schule entstehen keine Kosten. Im Landkreis Kronach beteiligt sich die Grundschule Teuschnitz als einzige Einrichtung an dem Projekt. Weitere teilnehmende Schulen sind herzlich willkommen.