Im Rahmen des internationalen Kunstprojektes „HolzART XXI“ schafft die Wurzbacher Künstlerin Judith Franke in Teuschnitz gleich zwei Skulpturen: Es sind aus Holz modellierte Momentaufnahmen, die die Schönheit des Augenblicks festhalten.

Teuschnitz wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal Schauplatz der „HolzART“. Bürgermeisterin Gabriele Weber freut sich, dass die Künstlerin Judith Franke in diesem Jahr ihre Arbeit in Teuschnitz fortgesetzt hat.

Die „sitzende Schöne“ soll künftig auf einer Parkbank im Teuschnitzer Schlossgarten Platz nehmen. Bürgermeisterin Gabriele Weber (links) hofft auf Sponsoren, die den Ankauf der von Judith Franke (rechts) geschaffenen Skulptur ermöglichen.

Bunt, frech, witzig: Die Künstlerin Judith Franke hat ihre Leidenschaft für kleinformatige Skulpturen entdeckt.

Die Geburt der „sitzenden Schönen“: Mit Motorsäge und Holzeisen bearbeitet Judith Franke einen Eichenstamm.

Bunt, frech, witzig - Kennzeichen der jüngsten, kleinformatigen Arbeiten von Judith Franke.

Die „sitzende Schöne“ und ihre Schöpferin Judith Franke.

Teuschnitz. Sie ist eine unbekannte Schöne. Schlank und gerade sitzt sie auf einer Bank im Teuschnitzer Schlossgarten. Die Beine hat sie bequem übereinander geschlagen; die Hände locker im Schoss gekreuzt. Die aufwändig drapierten Haare wehen leicht im Wind. Ihr zartes Gesicht wirkt entspannt. Es scheint, als sei sie völlig im Hier und Jetzt, versunken im Augenblick, gelassen, zufrieden mit sich und der Welt und im völligen Einklang mit der sie umgebenden Natur. Gäbe es ein Bild von der „Schönheit des Augenblicks“, dann wäre es dieses hier. Oder ein anderes: Wenige Meter entfernt kniet eine etwas kindlich wirkende Frau auf einem hölzernen Podest. Neugierig und ein bisschen verstohlen blickt sie nach unten. Die Entdeckung, die sie so fasziniert, ist eine wunderschöne gelbe Blume. Vielleicht ist es die seltene Arnika, die sie da gefunden hat? Das könnte gut sein, in der Arnikastadt Teuschnitz. Jedenfalls wirkt die vorwitzige Dame völlig selbstvergessen und scheint nicht zu merken, was für eine bemerkenswerte, ja eigentlich ulkige Pose sie eingenommen hat.

Beide Szenen wirken wie Schnappschüsse, wie man sie millionenfach in den sozialen Netzwerken wie Instagram findet: Bilder, die einen fesseln, die das Auge verführen, weil die dort abgebildeten - meist unbekannten - Personen besonders schön sind oder weil die Momentaufnahme witzig oder aus anderen Gründen spannend ist. Hier in Teuschnitz handelt es sich jedoch nicht um digitalisierte Porträts, sondern um Holzskulpturen. Geschaffen hat sie die Wurzbacher Künstlerin Judith Franke im Rahmen des diesjährigen internationalen Kunstprojektes „HolzART XXI“. Zwei Wochen lang hat sie in einem Zelt im Teuschnitzer Schlossgarten Eichenholz mit Motorsäge und Schnitzeisen bearbeitet und schließlich das fertige Werk mit Acryl farbenfroh bemalt. Dabei haben ihr die Teuschnitzer Bürger und Besucher oft über die Schulter gesehen, sind mit ihr ins Gespräch gekommen. Nirgendwo funktioniert der Dialog zwischen Kunst und Publikum so unmittelbar wie außerhalb der Museen, im öffentlichen Raum.

Judith Franke gehört bei dem vom Kronacher Künstler und Kunstvermittler Ingo Cesaro initiierten Event „HolzART“ schon zu den „Urgewächsen“. In diesem Jahr ist sie zum fünften Mal dabei - zum zweiten Mal in Teuschnitz. Bereits im vergangenen Jahr hat Franke für die Arnikastadt eine Skulptur - eine Mensch gewordene, weibliche Arnika - geschaffen. „In meiner Arbeit beschäftige ich mich ausschließlich mit dem Weiblichen. Es sind die unterschiedlichen Facetten und Aspekte des ‚Frau-Seins‘, der weiblichen Seele, die mich inspirieren. Und immer fließt auch ein bisschen von mir selbst, von meinen eigenen Empfindungen, in die Arbeiten ein“, erläutert die Künstlerin.

Die Wurzbacherin hat einen Gesellenbrief als Korb¬macherin. In Oberammergau erlernte sie die Holzbildhauer-Kunst. Oft kombiniert sie beide Techniken. Typisch für ihr Werk: Die teilweise idealisierten Gestalten, die in ihrer Ebenmäßigkeit an die Darstellungen der italienischen Renaissance erinnern. Meist sind ihre Skulpturen lebensgroß, so wie die sitzende Schöne, die ihren Platz auf einer Parkbank eingenommen hat. Seit wenigen Monaten erst hat Judith Franke ihre Leidenschaft auch für kleinere Formate entdeckt. Die Skulptur der kleinen Frau, die in Teuschnitz von einer zwei Meter hohen Stele staunend auf die Schönheit der Natur blickt, misst nur 35 Zentimeter. In punkto Witz und Ausdrucksstärke ist sie aber richtig groß.

Nach der Abschluss-Präsentation auf der Kronacher Festung sollen die beiden Skulpturen - sofern sich ein Sponsor findet - dauerhaft im Teuschnitzer Schlossgarten ein Zuhause finden.